
29. März 2022

Sechs Menschen mit Behinderungen erhielten vom Diakonischen Werk Coburg am 25.02.2022 die Kündigung der Leistungen ihres Assistenz- und Pflegedienstes zum 31.03.2022. Dieser Dienst ermöglicht es den jetzt Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention beinhaltet das Recht auf vollumfängliche Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Es ist völlig unverständlich, dass dieser Dienst nun mit einer Kündigung eingestellt wird. Die Leistungen, die er bisher erbracht hat, werden voll umfänglich durch die Krankenkassen und den Bezirk Oberfranken finanziert.
Der Dienst wurde durch den Verein Hilfe für das behinderte Kind aufgebaut und vom Diakonischen Werk im Jahre 2018 übernommen. Die Zusage, für Menschen mit Behinderungen die Assistenz und Pflege weiterhin sicher zu stellen, galt bis heute.
Die betroffenen Menschen stehen vor dem Aus ihres selbständigen und selbstbestimmten Lebens. Gerade die Verantwortlichen der Diakonie müssen wissen, wie schwer es ist, eine andere Organisation zu finden, die die Aufgabe der Assistenz und Pflege für Menschen mit Behinderungen übernehmen kann. Wir finden es unverantwortlich von Seiten des Diakonischen Werkes diese alternativlose Kündigung auszusprechen. Eine seit Jahrzehnten erfolgreiche Arbeit der Inklusion von Menschen mit Behinderungen wird von einem Träger, der vorgibt, die Belange dieser Menschen zu vertreten, rücksichtslos liquidiert.
Wir fordern das Diakonische Werk Coburg auf, die Assistenz und Pflege so lange sicher zu stellen, bis gemeinsam eine entsprechende Alternative gefunden wird.
Wir konnten uns bisher nicht vorstellen, dass die Diakonie Coburg, als kirchliche Organisation, Menschen mit Behinderungen ohne Alternative im Regen stehen lässt.
Aus Protest gegen dieses unmenschliche Verhalten versammeln wir uns am Dienstag, den 29. März 2022, von 12.00 bis 15.00 Uhr auf dem Marktplatz in Coburg und würden uns freuen, wenn Sie uns in unserer Forderung unterstützen.
Der Vorstand des Vereins Lebensmöglichkeiten für Körperbehinderte
und Pflegebedürftige in Oberfranken e.V.
Wolfgang Stolz (Vorsitzender)
arche-oberfranken@96450.de
Ein Selbsthilfeverein, der sich 1991 gründete, interessierte mich als Betroffener, da er sich den größten Problemen von behinderten Menschen in unserer Region widmete.
Als ich Mitte der 90er dem Verein beitrat, spürte ich den Willen der Eltern und Pflegern etwas für behinderte Menschen zu erreichen, die nach der Schulzeit nur die Alternativen hatten entweder zurück ins Elternhaus oder in ein Wohn- und Pflegeheim zu ziehen. Frau Wutz, Herr Cagiran und ich kannten uns durch das Internat unserer Schule und hielten es für möglich, weiterhin zusammen zu wohnen. So entwickelte sich eine Möglichkeit als Verein tätig zu werden. Das Wichtigste in erster Folge war, mit unserem Vorhaben an die Öffentlichkeit zu gehen und Partner zu gewinnen. Es gelang und wir setzten ab Mitte der 90er Jahre einen gewaltigen Grundstein, den Sie auf den folgenden Seiten sehen können.
Der anhaltende Erfolg unseres Konzeptes gibt uns recht, aber es wäre niemals möglich gewesen ohne unsere ehrenamtlichen Mitglieder, die uns bereits über 15 Jahre zuverlässig, kompetent und unermüdlich unterstützen. Dafür möchte ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank ausdrücken, verbunden mit dem Wunsch, dass diese Zusammenarbeit bestehen bleiben möge und sich weiter ausbreitet.
Wolfgang Stolz
(Vorsitzender)